Die Entwicklung zum HaustierDie Zähmung und Sozialisierung anderer Tiere ist eine Eigenschaft, die ausschließlich beim Menschen auftritt. Schon seit mehreren Tausend Jahren züchten Menschen Tiere, um von ihnen einen Nutzen zu erhalten. Im Laufe der Jahre sind diese Tiere dann immer mehr an das Leben beim Menschen angepasst worden.
Ein interessantes Beispiel dafür ist die Entwicklung des Wolfes zum heutigen Haushund. Von einem Wildtier zu einem anderen Tier, dass freiwillig freundlichen Kontakt zu Menschen aufnimmt. Es gibt nur Vermutungen darüber, wann genau diese Domestizierung stattfand.
Eine solche Entwicklung zu einem zahmen Heimtier wird momentan in Russland an einem Experiment untersucht – und zwar mit Füchsen. Füchse sind Wölfen genetisch gesehen dem Wolf recht ähnlich, aber sie haben nie den selben Sozialisierungsprozess durchlebt.
1959 begann ein Mann in Russland (damals noch die Sowjetunion), Füchse zu halten, ihr Verhalten und ihre Entwicklung zu untersuchen und sie weiterzuzüchten. Dazu nahm er 30 männliche und 100 weibliche Silberfüchse von einer Fuchsfarm, die bereits an Käfighaltung gewöhnt waren, was das Experiment ein wenig vereinfachte.
Da das Ziel ein zahmer Fuchs war, der in etwa wie ein Hund freiwillig mit Menschen zusammenlebt und keine Aggressionen zeigt, teile man die Füchse zunächst in drei Klassen ein.
Die Füchse der Klasse III lassen sich ohne Zwang nicht von Menschen anfassen, sondern versuchen zu beißen oder wegzulaufen.
In der Klasse II dulden die Füchse zwar den Kontakt, verhalten sich aber eher ängstlich dabei.
Die Füchse der Klasse I jedoch reagieren freundlich und zeigen freudige Gesten wie das Schwanzwedeln.
Allerdings wurden manche Füchse mit der Zeit so zahm, dass man noch die Klasse IE einführte. In dieser suchen die Tiere sogar bewusst den Kontakt zu Menschen und versuchen ihre Aufmerksamkeit zu erregen.
Beispiel für einen zahmen FuchsNun wurden aus jeder Generation die zahmsten Füchse ausgesucht und weitergezüchtet. Die Anzahl der Tiere der Klasse IE stieg mit jeder Generation weiter an und betrug in der 20. Generation etwa 35%. Aber nicht nur das Verhalten der Füchse hat sich verändert. Ihr Hormonhaushalt hat sich verschoben: Ein Hormon, dass für aggressives Verhalten verantwortlich ist findet sich in deutlich geringerer Konzentration als bei wild lebenden Füchsen.
Mit zunehmender Menschenfreundlichkeit veränderten sich die Füchse auch physisch, was wahrscheinlich mit der Veränderung der Hormone in Verbindung steht. Es traten gefleckte Felle, hängende Ohren oder verkürzte Schwänze und Schnauzen auf, welche in der Natur so nicht vorkommen, aber charakteristisch für Haustiere sind.
Beispiel für physische Veränderung (Hängende Ohren beim Fuchs links)Früher vermutete man, dass die Entwicklung vom Wolf zum Haushund sehr lange dauerte, jedoch zeigt dieses Experiment wie schnell die Anpassung an den Menschen stattfinden kann. Allerdings muss man hier bedenken, dass Wölfe damals nicht so stark selektiert wurden wie die Füchse hier.
Wer weiß, vielleicht sind irgendwann auch in Deutschland zahme Füchse als Haustiere erlaubt und man kann sie in etwa so halten wie Hunde heute.
- Quellen:
http://scienceblogs.de/hier-wohnen-drachen/2012/08/24/wie-tiere-zu-haustieren-wurden-das-fuchs-experiment/
http://scienceblogs.de/hier-wohnen-drachen/wp-content/blogs.dir/69/files/2012/09/i-0e22bb0d7dd3bf2740b4b88013d84130-farmfox-009.jpg
http://scienceblogs.de/hier-wohnen-drachen/wp-content/blogs.dir/69/files/2012/09/i-b11834e326b5714e8068dc1e63e55913-farmfox-018.jpg
Leider habe ich keine verschiedenen Quellen zu dem Thema gefunden.