(Bevor sich jemand beschwert: Regen hat mir offiziell erlaubt zu schreiben, auch wenn ich noch kein Reporter bin!)
Christian Wulff – Der Mann mit der weißen WesteIm Juni 2010 zog Christian Wulff als jüngster Bundespräsident ins Schloss Bellevue ein. Nach nicht einmal zwei Jahren trat er zurück: Sein Amt als Ministerpräsident von Niedersachsen (CDU ) soll ihm private Vorteile gebracht haben – die er auch genutzt haben soll. Das zu hören überraschte und schockte viele – nicht zuletzt hatte gerade Wulff immer wieder gepredigt, wie wichtig Ehrlichkeit in seinem Beruf sei.
Dies ist ein – möglichst – kurzer Überblick über Wulff und seine Zeit als Bundespräsident, damit ihr euch eure eigene Meinung bilden könnt (Besondere Ereignisse
farblich unterlegt):
Fakten über Wulff:Seit 1984 gehörte C. W. dem CDU-Landesvorsitz in Niedersachsen an und wurde auch deren Landesvorsitzender.
2003 wurde er Ministerpräsident des Landes.
Juni 2010 wurde er Bundespräsident.
17.02.12 trat Wulff vom Amt des Bundespräsidenten zurück.
Und das geschah:Am 13.12.11 berichtet die Bild-Zeitung erstmals über fragwürdige Geschäfte des Bundespräsidenten. Doch wie kam es dazu? Was war passiert?
Noch als Ministerpräsident bekommt er von der Frau eines Unternehmers einen Privatkredit in Höhe von 500.000 Euro, womit er sein Haus finanziert. Das Problem daran war, das ein hochrangiger Politiker, der sich so viel Geld privat leiht, extrem abhängig macht. Und das ist natürlich sehr schlecht, schließlich sollen Politiker unabhängig von ihrem Privatleben für die Allgemeinheit entscheiden können.
Übrigens hat er zwei Jahre danach jeglichen Kontakt zu dem Unternehmer selbst (wohlgemerkt zu dem Unternehmer. Die Frau wurde nicht erwähnt) seit 10 Jahren dementiert, also bestritten.
2010 erhält er von der Bank dann einen Kredit zu Zinssätzen, die ein normaler Bürger nie bekommen würde. Damit macht er sich wiederum abhängig, jetzt schon zum zweiten Mal.
- Zinssatz:
(Zinssätze: Wenn man sich Geld von der Bank leiht, macht die Bank das natürlich nicht umsonst. Wenn man das Geld später zurückzahlt, muss man den Betrag plus so und so viele Prozent des Ursprungsbetrags für jeden Monat, den man das Geld geliehen hat bezahlen. Denn die Bank geht natürlich davon aus, das man das geliehene Geld so investiert hat, das man ordentlich Gewinn macht und somit alles und noch mehr zurückzahlen kann.
Bsp.: Du leihst dir 100 € von der Bank. Der Zinssatz beträgt 1%. Du behältst das Geld 5 Monate. Dann musst du die 100 € zurückzahlen. 1% von 100€ ist 1€. Für jeden Monat musst du also noch 1€ Zinsen dazu bezahlen. Also: 100€+5x1€ = 105€. (Das war für die, die nicht wussten, was das mit den Zinssätzen bedeutet ^^)
Am 12.12.11 ruft Wulff dann bei der Bild-Zeitung an. Er möchte verhindern, dass sein fragwürdiger Privatkredit veröffentlicht wird. Er erreicht niemanden und spricht auf die Mailbox.
Daraufhin beginnt die Berichterstattung (die Bildzeitung hat sich von dem – nicht gerade freundlichen – Anruf nicht beeindrucken lassen). In den darauf folgenden Tagen und Wochen kommen immer mehr Details ans Licht, auch die Anrufe bei der Bild.
Wulff äußert sich selbst jedoch kaum zu den Geschehnissen, immer lässt er andere für sich sprechen, z.B. seinen Anwalt. Auch die Details selbst lässt er sich mehr oder weniger aus der Nase ziehen, vieles wird von den Zeitungen selbst aufgedeckt.
So lässt er zum Beispiel eine Liste von Urlauben veröffentlichen, die er in den Ferienhäusern von befreundeten, reichen Geschäftsleuten gemacht hat. Wieder etwas, womit er sich abhängig gemacht hat.
Trotz allem will Wulff auf keinen Fall zurücktreten und das, obwohl er 2000 Johannes Rau wegen einer ähnlichen Flugaffäre angriff und ihn aufforderte zurückzutreten.Wulff, der immer wieder als Moralapostel und
der Politiker mit der weißen Weste auftrat, hatte sich derselben Vergehen schuldig gemacht, die er vorher als unverantwortlich bezeichnete.
Die Kritik in der Öffentlichkeit wird immer größer, vor allem, da
Wulff sich weigert, das Anrufsprotokoll seines Anrufes bei der Bildzeitung zu veröffentlichen und auch zu den anderen Themen beharrlich schweigt. Seine undurchschaubare Taktik möglichst wenig zusagen und dabei trotzdem transparent zu wirken, führt weiter hin zu mehr Verwirrung und Fragen.
Am 17.02.12 tritt Wulff dann zurück, doch die Aufregung um seine Person ist längst noch nicht vorbei. Denn schon bahnte sich die nächste Debatte an:
Wulff soll einen Ehrensold kriegen. Das ist sozusagen eine Rente für die ehemaligen Bundespräsidenten. Und zwar eine ganzschön hohe Rente. 200.000 im Jahr (zum Vergleich: mit einem Jahreseinkommen von 20.000€ kann eine Familie prima leben, wenn der zweite Partner noch etwas dazu verdient).
Doch ist es gerechtfertigt, einem Bundespräsidenten, der nur knapp zwei Jahre im Amt war und danach aus eigenem Verschulden zurücktreten musste, einen Ehrensold zu gewähren?Trotz großem Widerwillen wurde der Ehrensold nun genehmigt, aber die Ermittlung gegen ihn wegen Verdachts auf Vorteilnahme laufen immer noch.
Was sagt ihr dazu? Ist die Aufregung gerechtfertigt oder völlig übertrieben?- Quellen:
lg Sommer
Ps: Falls sich in diesem Monster-Text irgendwelche Fehler, sowohl formaler, als auch inhaltlicher Form, verstecken, scheut euch nicht mich darauf hinzuweisen! ^^